VOL 5% Nichtwohnnutzung Tour am 29. Sept. 2018

Bericht Teil 1

Am 29.9.2018 fand eine ganz besondere Tour durch die Grazer Bezirke statt. Unter dem Motto VOL 5% Nichtwohnnutzung haben wir uns, gut ausgestattet mit Wanderschuhen und Proviant, auf die Suche nach ganz besonderen Orten in der Stadt gemacht. Wir wollten herausfinden ob die, seitens Stadtplanung, in Architekturwettbewerben vorgegebenen 5% Nichtwohnnutzung, in Wohngebieten zu deren Funktionieren beitragen. Wir haben uns verschiedenste Wohnquartiere, verschiedensten Alters,  mit unterschiedlicher Dichte, unterschiedlichen Wohnungsanzahlen und vor allem verschiedensten Nichtwohnnutzungen angeschaut. Wir haben uns dabei, natürlich nach einem Plan, aber doch auch improvisierend von einem Bezirk zum nächsten vorgearbeitet, indem wir die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt Graz intensiv genutzt haben.

Prinzessin Veranda

Wir starteten um 11Uhr beim Haus der Architektur um uns dann gleich nach Norden im Bezirk Lend zu einem neuen Wohnbau des Büros Pentaplan (Prinzessin Veranda) in Bewegung zu setzen. Dank eines Bewohners konnten wir das Haus mit 72 Wohneinheiten sowie ca. 720m2 Büro- und Geschäftsflächen, auch von Innen besichtigen und gewannen Einblicke in das Funktionieren der verschiedenen Nutzungen im selben Gebäude. Die vorherrschenden Nichtwohnnutzungen sind hier Büros/Labors die wenig Einblick gewähren, mehr Einfluss auf das Leben der Bewohner hat eine Arztpraxis, die den Hauseingang nutzt und immer wieder staunende Patienten in das Atrium des Hauses führt.  Gemeinschaftsflächen gibt es im Haus nicht, die Innerstädtische Umgebung bietet jedoch alle Möglichkeiten. Das zentrale Atrium könnte zum Treffpunkt der Bewohner werden, wurde bis dato von diesen aber noch nicht okkupiert.

Wohnpark Gösting

An unserer nächsten Station erwarteten uns die rund 200 Wohnungen der sog. Champagnersiedlung des Wohnparks Gösting. Empfangen wird man bei der Ankunft im Quartier gleich von einem Lebensmittelhändler sowie einem Bäckerei-Cafe mit einladender Terrasse. Über eine breite Treppe gelangt man ein Geschoss höher ins Zentrum des Wohnparks, wohin sich viele der Balkone orientieren. Die bemühte Gartengestaltung in den allgemein Bereichen wird durch die Gartenhütten und Zäune der Privatgärten ein wenig bedrängt, ein wenig absurd scheint hier die kostenpflichtige Nutzung des Gemeinschaftsgartens. Zusatzangebote wie Gästewohnungen, Seminarräume etc. stellen hier ein recht breites Angebot an die Bewohner zur Verfügung, nicht kommerzieller Raum für Entfaltung und Gemeinschaftsbildung scheint dabei kaum zu bleiben.  Nach einer ausgiebigen Inspektion der Funktionen und Detailausbildungen ging es weiter zu den Häusern der Arlandgründe in Andritz.

Arlandgründe von der Weinzöttlstraße
Arlandgründe

Die Siedlung mit ihren insgesamt 520 Wohneinheiten bildet ein spannendes Gefüge aus mehreren Baukörpern rund um einen Parkartigen Innenhof die sich deutlich von der stark befahrenen Weinzöttlstraße abwenden. Wir betraten die Siedlung von Norden, bekamen einen Einblick in die Entwicklung und Lebensweise der Siedlung durch eine Bewohnerin – Vielen Dank! Zum größten Teil leben hier noch die „Erstbesiedler“ des Projekts, die Fluktuation scheint hier eher gering, wodurch sich aber nat. auch die Anforderungen an die Gebäude und vor allem Außenanlagen geändert haben, die einstigen Jungfamilien haben nun meist nahezu erwachsene Kinder. Der Bedarf an Kinderspielplätzen ist bei weitem übererfüllt, ein Angebot an Jugendliche fehlt jedoch. Im stetigen Wandel befinden sich die gastronomischen Zusatzangebote, ihnen scheint es vor allem an attraktiven Freifläche zu fehlen da sie sich im straßenseitig gelegenen Baukörper befinden. Die tägliche Nahversorgung wird direkt in der Nachbarschaft erledigt.

Geidorf-Center

Bei einer ausgiebigen Erkundung der Nichtwohnnutzungen (und deren kulinarischer Köstlichkeiten) des Projekts Geidorf-Center (von Schwarz-Platzer Architeketn), wurde die weitere Route besprochen, die uns zu den neu errichteten Gebäuden des Campus- Eggenberg führen sollte.

Campus Eggenberg

In einem sehr städtischen Gefüge entstand hier, nach den Plänen von Markus Pernthaler und Bernd Vlay Architekten, tatsächlich ein sehr heterogenes Stadtquartier. Neben Wohnungen, einem Studentenheim, Nahversorgern und einem Kindergarten fanden auch Räume der angrenzenden Fachhochschule in den Gebäuden ihr neues Zuhause. Die Erdgeschosse weiten sich immer wieder zu Plätzen auf und bieten verschiedenste Aufenthaltsmöglichkeiten, die wir auch gleich mit Freude erkundet haben. Die Partyräume des Studentenheims mit Fahrrad- Zufahrtsrampe fanden wir besonders spannend. Noch schienen nicht alle Wohnungen vermietet oder verkauft zu sein, man konnte sich aber ein belebtes Stadtquartier vorstellen auch wenn am Samstag-Nachmittag nicht viel davon zu sehen war.

Grottenhofstraße

Mit dem Bus ging es dann auch gleich weiter zu den faszinierenden Wohnscheiben in der Grottenhofstraße, die viel mehr städtebauliche Gesten zu sein scheinen. Als Kontrast zu den umgebenden niedrigen, vor allem, Einfamilienhäusern, nehmen die aus den 60er/70er Jahren stammenden Wohngebäude eine echte Sonderposition ein, wie sie jedoch entlang der Straßgangerstraße an verschiedenen sehr großen Wohnprojekten aus der Zeit erkennbar ist.  Verschiedenste Varianten der Erdgeschoss- Außenraumnutzungen wechseln sich ab und versorgen die Wohnungen einerseits mit Stellplätzen, andererseits mit Grünraum und einigen Aufenthaltsflächen, neben Ärzten gibt es in anderen Gebäuden, an der Straßgangerstraße eine Konditorei, die sozialer Treffpunkt zu sein scheint, sowie Nahversorger. 

Grottenhofstraße
Green City

Weiter ging es zu einem ganz neuen, aber irgendwie nicht ganz unähnlichen Projekt. Die Gebäude der Green City unterscheiden sich zwar in ihrer Form deutlich von anderen, die städtebauliche Geste fällt aber genauso auf und fasst die 15 Türme zusammen. Die Türme beinhalten ausschließlich Wohnnutzungen und waren teilweise bereits bewohnt, teilweise aber noch im Rohbauzustand, was dem Quartier eine eher verlorene Anmutung verlieh. Nichtwohnnutzungen beschränken sich auf die Baukörper an der Straßgangerstraße. Nicht kommerzielle Aufenthaltsflächen suchten wir vergeblich, auch die erlaubte Art und Weise der Quartiersdurchwegung konnten wir nur schwer identifizieren. 

Green City