Urbs’R’Us – Hol dir deine Stadt zurück!

Blogbeitrag von Andreas Maierhofer, erschienen am 8. August 2018 auf dem Blog des Architektursommers 

https://www.architektursommer.at/urbsrus-hol-dir-dein-stadt-zurueck/

Urbs’R’Us – Eine Serie unerwarteter Ereignisse: Collage zum Thema kollektive Selbstaneignung des öffentlichen Raums © Urbs’R’Us

Die Stadt sind wir? Der urbane Raum gehört uns? Urbs’R’Us steht für einen kleinen, gemeinnützigen Verein, aktuell bestehend aus drei aktiven Mitgliedern, der sich der Wissenschaft und Kunst verschrieben hat und mit öffentlichkeitsrelevanten Aspekten des urbanen Raums beschäftigt. Die Idee schon länger im Kopf, gründen Ida Pirstinger, Birgit Schiretz und Dominik Johannes Weißenegger im November 2017 diesen Verein, um über den gesamten Zeitraum des aktuellen Architektursommers 2018 eine Serie von Interventionen, von unerwarteten Ereignissen im Großraum Graz zu planen.

Es geht um den öffentlichen Raum und somit finden auch alle Ereignisse direkt in diesem statt. Fragen wie „Was ist öffentlicher Raum?“, „Was ist überhaupt Öffentlichkeit?“, „Wem gehört der öffentliche Raum?“ und „Wofür steht der öffentliche Raum zur Verfügung?“ werden bewusst kritisch gestellt und zu beantworten versucht.

Über die Hintergründe erzählt Ida Pirstinger, es habe sich bei ihnen immer mehr der Eindruck verfestigt, der urbane Frei-Raum in Graz, und auch in vielen anderen Städten, wird der Öffentlichkeit, der freien Nutzung durch den Menschen und vor allem den StadtbewohnerInnen durch Kommerzialisierung immer mehr entzogen.

Es hat sich in Graz mehr oder weniger eingebürgert, dass der urbane Raum auf die Zurücklegung von Wegstrecken reduziert wird und ohne Vorankündigung sowie mühsames Ansuchen kann man sowieso nichts Unkonventionelles im öffentlichen Stadtraum treiben – quasi: wenn du nicht nur brav am Gehsteig entlanggehen willst, musst du um Erlaubnis fragen und wahrscheinlich auch bezahlen – zumindest glauben das die meisten Leute. Urbs’R’Us glaubt das nicht! Urbs’R’Us sagt: Der öffentliche Raum gehört uns! Wir sind die Stadt! Die ursprüngliche Definition des urbanen Raums sei, dass dieser Allgemeingut ist, den wir alle bezahlt und errichtet haben und somit auch der Allgemeinheit gehört und nicht der Stadt oder einer Behörde als abstrakter Eigentümer. Der öffentliche Raum gehört uns allen und wir dürfen dort (fast) alles! Die InitiatorInnen von Urbs’R’Us sehen also einen gewissen Missstand in der Nutzung und einen Verlust des Selbstverständnisses dafür, dass öffentlicher Raum eben eigentlich allen gehört – und das finden sie gar nicht gut!

Doch was kann man dagegen unternehmen? Urbs’R’Us versucht mit bescheidenen finanziellen Mitteln und als kleine Gruppe auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Jedoch nicht im Sinne von Protestaktionen oder langweiligen Belehrungen, sondern indem sie einfach Aktionen veranstalten, die auf eine Art und Weise unkonventionell erscheinen mögen und bei denen man auch auf die Idee kommen könnte, da müsse man um Erlaubnis fragen oder man dürfe diese gar nicht erst durchführen.

Auf humorvolle Art und Weise und mit einem kleinen Augenzwinkern wollen sie mit verschiedensten, teils auch unangekündigten „Nacht- und Nebelaktionen“, „inoffiziellen“ und „zufälligen“ Zusammenkünften von Menschengruppen zeigen, dass der urbane Freiraum genauso unser Wohnzimmer ist wie die eigenen vier Wände, und machen im städtischen Raum Dinge, die die meisten Leute nur zu Hause tun würden – wie zum Beispiel fernsehen.

Als erste Aktion im Architektursommer 2018 trifft man sich am 12. Juli nach Einbruch der Dunkelheit an sieben verschiedenen Standorten in Graz zum „Gassenkino“. Die klassische Freizeitbeschäftigung im privaten Wohnzimmer wird über Beamer aus diesem heraus auf eine gegenüberliegende Hauswand projiziert, womit man nicht mehr alleine fernsieht, sondern in der Gruppe gemeinsam auf der Straße einen Film schaut – und jeder, der vorbeikommt, kann sich dazusetzen.

Die Reaktionen dazu sind zwar durchwegs positiv, zeigen jedoch zugleich den vermuteten Missstand auf, wenn Fragen wie „Was ist das für eine Veranstaltung?“ oder „Wer seid ihr?“ gestellt werden. Dass diese Aktion einfach aus reiner Lust und Laune heraus und ohne großes Tamtam oder offiziellen Veranstalter „passieren“ könnte, vermuten wohl die wenigsten.

In diesem Sinne geht es am Mittwoch, den 8. August mit viel Humor weiter: Irgendwo wird irgendwas passieren. Wer wissen will was, der kommt um 18 Uhr zum Südtirolerplatz. (Kleiner Tipp: Newsletter abonnieren und regelmäßig die Webseite besuchen – dann erhält man schon vorab „Insider-Infos“)

Danach folgt am Sonntag, den 12. August ein sogenanntes Restlessen-Picknick auf der Grünfläche vor den Hausnummern Körösistraße 1–5. Mit Restlessen ist in diesem Fall jedoch nicht der Verzehr sämtlicher Überreste der vergangenen Woche gemeint, sondern die sinnvolle und kollektive Nutzung von mindergenutzten Rest- und Abstandsflächen im öffentlichen Raum. Mahlzeit!

Blogbeitrag von Andreas Maierhofer, erschienen am 8. August 2018 auf dem Blog des Architektursommers 

https://www.architektursommer.at/urbsrus-hol-dir-dein-stadt-zurueck/

Vielen Dank!

Heute im Grazer, Morgen im Radio

Heute hat uns der Grazer die Titelseite gewidmet, Morgen gibt’s auf Radio Orange ein Interview mit Ida Pirstinger zu hören! Wir freuen uns über die Aufmerksamkeit und hoffen auf diesem Weg Mitstreiter zu finden und vielleicht ein bisschen Bewusstsein zu schaffen!!

Hört rein:

Morgen um 20 Uhr:
Interview auf http://o94.at und später auch auf http://www.radioattac.at

Und hier gibt’s den Artikel: Der Grazer